Rückblick - Zappanale #20
Zappanale #20
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Zappanale #20 - Bilder
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by Burkhard
by Guy and Bernd
» Zappanale #20
Das war sie nun also, die 20. Zappanale vom 11. bis 16. August 2009 - eine dem Jubiläumsjahr mehr als angemessene Veranstaltung. Sie wird ganz sicher lange in Erinnerung bleiben mit Höhepunkten, die so manche Erwartungen vielfach übertrafen. Fast schon selbstverständlich, dass das Wetter mitspielte und wir in Bad Doberan wieder einmal ein Festival bei sommerlichen Temperaturen erleben durften.
Hier nun also wie in den letzten Jahren mein ganz persönlicher Rückblick. Leider schaffte ich nicht den Weg nach Hamburg und verpasste somit die Veranstaltung “Zappa spielt für Bach”. Der Mittwoch versprach ein interessantes Programm im Kamp Theater und so bekam ich leider nichts von dem mit, was sich in der Zeit auf dem Kamp. Wohl aber traf ich viele alte und neue Bekannte, hatte Gelegenheit, mich ausgiebig mit den Musikern zu unterhalten und erlebte insgesamt mal wieder die beste Zappanale von allen (ich bin überzeugt, dass die nächste bestimmt auch wieder die beste wird...).
Noch ein paar Bemerkungen:
- Das Festivalgelände war super! Ob das aber auch bei Regen der Fall gewesen wäre?
- Die Security hielt sich dezent im Hintergrund und machte einen großartigen Job!
- Die Sanitären Anlagen waren mit Duschen etwas dürftig bestückt.
- Kein Meckern diesmal über die Toiletten - es waren genug in allen Variationen vorhanden.
- Und schlussendlich: Die Bandauswahl war eine Sensation!
Jimmy Carl Black (01.02.1938 - 01.11.2008) war eine Ausstellung gewidmet, die täglich während der Zappanale am Markt in Bad Doberan besichtigt werden konnte. Mussste man für die Veranstaltungen im Kamp Theater eine Menge Eintritt zahlen, war hier dagegen der Eintritt frei - danke dafür!
Zu sehen gab es eine nahezu komplette Discographie (Vinyl & CDs), eine Videographie (VHS & DVD), persönliche Gegenstände, die Moni zur Verfügung stellte, einige von Jimmy´s Skulpturen und Werkzeugen und sein Schlagzeug.
Ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung lag in dem Werk von Helmut King. Wie sagte Peter Füßl doch so schön? “Kunst kann ganz schön langweilen. Die Gefahr ist aber wesentlich geringer, wenn es sich nicht nur um `the art´, sondern um à King´ handelt”. Stimmt! Und ganz wesentlich trug dazu bei, dass Helmut King so oft es ihm möglich war, auch auf der Ausstellung präsent war. Sehr sympatisch erzählte er zu seinen Arbeiten und hatte absolut keine Allüren. Auch traf man ihn oft auf dem Festivalgelände an. Zum Abschied schenkte er mir noch 10 Kretzer, damit hatte ich wenigstens einen Teil meiner Kosten wieder raus :-)
Ein Höhepunkt der Ausstellung war für mich aber auch eine Vitrine, die Frank Zappa Acetate präsentierte. Zu sehen waren unter anderem: Freak Out, Absolutely Free, We're Only in It for the Money, Lumpy Gravy, Cruising With Ruben & The Jets, Uncle Meat, Hot Rats, Burnt Weeny Sandwich und Weasels Ripped My Flesh.
Während der Ausstellung stellte Bruce Bickford erstmals (später auf dem Festivalgelände) seine Figuren aus “Baby Snakes” und anderen Filmen aus.
Insgesamt also lohnte sich der Besuch und ich war mehrmals dort. Auch viele Musiker interessierten sich dafür und so kamen Robert Martin, Roy Estrada und andere. Selbstverständlich stattete auch Fritz Rau einen Besuch ab.
Mittwoch, 12.08.2009
Der Abend ging schon mal gut los: Böller und Brot stellten den Trailer zu ihrem Film über Jimmy Carl Black vor. Sehr schöne Aufnahmen, nicht nur witzige Interviews und Vieles, das gar nicht so bekannt war (echt? Jimmy in einer 3-Zimmer Wohnung zur Miete? Schlagzeug im Keller hinter einem Holzverschlag?). Die beiden brachten ihre Infos sehr nett rüber und ließen sich durch die Fragen von Jim Cohen nicht irritieren. Auch merkte man, dass sich die beiden mit sehr viel Liebe und Einfühlungsvermögen ans Werk machten. Bald kommt der Film ins Kino - eine DVD wird es auch geben.
Der zweite Teil des Abends stand unter dem Motto “Rudi Dolezal zeigt unveröffentlichte Filmaufnahmen von Frank Zappa”. Nun gut, sein Name steht für hochwertigste Film- und Videoproduktionen. Frank Zappa besuchte und interviewte er mehrmals in der Zeit von 1978 bis 1993. Also war ich gespannt auf das, was da angekündigt wurde. Zunächst berichtete Dolezal über seine Begegnungen mit Zappa und zeigte anschließend “Ein Leben als Extravaganza” – das war nun wirklich nicht sooo dolle! Das kennt ja nun wirklich jede/r. Einige wenige bislang unveröffentlichte Interviewschnipsel gab es dann noch und in (mal vorsichtig ausgedrückt) selbstherrlicher Weise weitere Erzählungen. Diese waren dann so “ausführlich”, dass selbst Fritz Rau müde wurde und sich verzog. Somit fiel der dritte Teil des Abends ins Wasser. Geplant war nämlich noch eine halbe Stunde gemeinsame Plauderei von ihm mit Rudi Dolezal.
Donnerstag, 13.08.2009
Im Kino
Bruce Bickford wurde 1947 in Seattle, Washington geboren. Im Sommer 1964 begann er im Alter von 17 Jahren mit Animationsfil- men mit Figuren aus Ton und Lehm. 1965 schloss er die High School ab und leistete anschließend von 1966 bis 1969 seinen Militärdienst ab. Danach beschäftigte er sich umgehend wieder mit Animationen. Seine ersten Filme hatten eine Spielzeit von ca. zwei bis drei Minuten.
1973 ging er auf der Suche nach Arbeit nach Los Angeles und traf Frank Zappa. Von 1974 bis 1980 arbeitete er für ihn. Danach zog es ihn zurück nach Seattle, wo er sich von nun an seinen eigenen Projekten widmet.
Im Kamp Theater stellte er seinen Film “Prometheus Garden” vor, einen 28 minütigen Animationsfilm.
Auf dem Kamp
Erstmals bei der Z20 bekam ich bei Phono One was auf die Ohren. Und das war schon mal ganz ordentlich. Sauberes Zusammenspiel und guter Gesang! Und sie coverten sogar Zappa mit dem Titel “My Guitar Wants To Kill Your Mama”, zu hören auch auf ihrer CD “The Sound Of The Underground”.
PhonoOne sind vier junge Musiker, die sich aus verschiedenen Bands zusammen gefunden haben. Sie kommen von Rügen. PhonoOne ist angetreten, um den klassischen 70er Jahre HardRock wieder zurück auf die Bühnen zu bringen und einfach an die guten alten Zeiten zu erinnern!
Wer den derben und eingängigen HardRock mag, der wird sich mit dieser Musik wohl fühlen, denn bei den PhonoOne - Konzerten gibt es sie noch, die harten und spacigen Gitarrenriffs, den groovigen Bass, die kreischende Schweineorgel und das abgeklärte Schlagzeug. Um gewisse Vorbilder machen sie keinen Hehl.
Tonlast beschreiben sich selbst folgendermaßen: TONLAST ist ein Projekt alternativer Musiker in einem eigenen, autonomen Multimedia-Truck.
Stilistisch frei – zwischen, Alternativ-Metal, Hard-Freestyle, Industrial-Jazz und Noise- Core, stark orientiert an improvisatorischen Strukturen. Die Performance ist stilistisch dehnbar und wandelbar je nach Anlass und Stimmung, z.B. über längere Zeiträume durch live präparierte Echtzeit-Signal-Wandler oder z.B. extreme Geräuschschichtungen.
Letztes Jahr legten sie einen Supergig hin. Diesmal spielten sie ähnlichen Stoff wie vor zwei Jahren. Ich denke, extrem und geräuschvoll beschreiben exakt das, was von ihrer Truckstage kam. Das war nicht mein Ding. Also erstmal in die Stadt und was essen!
Doot! is a Band feat. Michel Delville setzte sich zusammen aus Nate Trier, Andre Cholmondeley, Pete Brunelli, Stephen Chillemi und eben Michel Delville. Alles alte Bekannte der Zappanale. Große Freude und Gedränge vor der Bühne, da erstmals auf der Z20 ein Gig mit Zappa-Musik anstand. Dass noch nicht alles passte, tat der Stimmung keinen Abbruch.
Eine Gitarre und ein Schlagzeug reichten, um zu zeigen, wohin die Reise gehen kann. Die “Band” Die Reise spielte freie Improvisationen und sorgten für eine prima Stimmung auf und vor Allem vor der Bühne. Da gingen auch die Schüler der School Of Rock nicht weg und feierten die beiden ab.
Im Programmheft steht, dass sie Stilelemente aus verschiedenen Ländern und Zeiten in ihre Musik einfliessen lassen. Sie interpretieren ihre Sicht auf die Dinge instrumental und unbeschädigt. Das Ganze nennt sich Psychedelica und kommt aus Rostock. Ein prima Abschluss dieses Abends, bevor noch ein Stones-Film gezeigt wurde.
Festivalgelände / Freitag, 14.08.2009
Bevor es auf der Hauptbühne losgehen sollte, trommelte Bastian Pickel aus Lübeck auf der Truckstage die Langschläfer aus ihren Zelten. Dabei legte er wirklich wahnsinnige Soli hin. Er beherrscht sein Instrument, mit dem er seit 10 Jahren auf diversen Bühnen steht, hervorragend. Er hatte bereits einige TV-Auftritte.
Capt. Cheese-beard & The 7 Sisters Of Prevention (Belgien) Ohne Umschweife ging es gleich gut ab. Erster Tag auf dem Festivalgelände, erster Gig und gleich prima gespieltes Zappa-Gefrickele. Fetter Sound von Johan De Coninck und seinen Mitmusikern sorgte für spontanes Gedränge vor der Bühne. Die Band besteht seit ca. drei Jahren und hat sich ganz dem musikalischen Werk Zappa´s verschrieben.
Wer mehr über den Captain und seine Leute erfahren möchte klickt hier.
Jazzprojekt Hundehagen auf´n Freitach - dat jeht doch nich! Diesemal wohl doch. War für einige Besucher etwas irritierend, da die Jungs sonst immer Sonntags spielen. Zu sagen gibt´s ja nun wirklich nichts mehr. Insbesondere zu Beginn viel Zappa. (Haben die demnächst nicht auch die 20. Zappale?)
The Children Of Invention aus Frankreich sind: Patrice ‘Patosh’ Colet, Cyril ‘Cyro’ Torres, Mina Barra, Bruno Mistrali, Benoit Pierron, Cedric ‘Benouze’ Benard und Swell Boaziz. Leider sind die Zeiten einer 12. Zappanale längst vorbei und so mussten wir uns mit einer “normalen” Spielzeit zufrieden geben. Vier Stunden sind bei dem prallen Programm nicht drin. Es gab wieder ordentlich Zappa auf die Ohren. Humorvolle Gesten und locker aufgespielt kam vor der Bühne eine super Stimmung auf.
Ein lang gehegter Traum ging in Erfüllung. Endlich einmal konnte ich Steve Hillage live sehen und hören! Und so schien es auch vielen anderen Besuchern zu gehen. Das kleine Gong-Festival war hiermit eröffnet. Und Hillage spielte geradezu ein “Best Of” seiner über 30jährigen Solokarriere. Super, dass er beim Publikum so gut ankam. Es muss also nicht unbedingt Zappa-Mucke sein, um die Leute auf der Zappanale ausrasten zu lassen. Was für ein Glücksfall, dass Hillage und Gong Termine für unser Festival frei hatten!
Project Object Performing the music of Frank Zappa: Das nächste Highlight schloss sich nahtlos an. Erstmals auf der Zappanale war Robert Martin der nun mit Ike Willis, Denny Walley und Don Preston auf der Bühne in Bad Doberan stand - Wahnsinn! Eigentlich hieß der Gig ja Project Object feat. ... aber für mich war es irgendwie umgekehrt. Die Band um André Cholmondeley und Eric Slick wurde zeitweise zusätzlich durch eine Schülerin der PGSOR (viol.) verstärkt und bekam Besuch von Frau Dr. Dot, die die Bühne mal wieder mit einem durchnässten Baumwoll T-Shirt verließ. Auch Geronimo Black, Sohn von Jimmy Carl Black, kam auf die Bühne, um bei Cosmic Debris mitzuspielen (weiter unten zu sehen).
Ich bin davon überzeugt, dass wir Robert Martin nicht zum letztenmal auf einer Zappanale gesehen haben. Dazu hatte er zuviel Spaß auf und hinter der Bühne, auf die er ja noch öfter kam. Aber auch Denny Walley, der mit seiner Frau Janet the Planet (oft mit Moni Black gesehen) anreiste und Ike Willis fühlten sich sichtlich wohl auf der Zappanale - naja, das ist ja auch wirklich nicht schwer :-)
Zum Abschluss des ersten Abends an der Galopprennbahn fand das “Kleine Gongfestival” seine Fortsetzung.Acid Mothers Guru Guru Gong feat. Kawabata Makoto, Mani Neumeier und Daevid Allen flippten auf der Bühne aus, erstaunten, schockierten und verzückten gleichermaßen das Volk der Zappa-Fans. Herrgottnochmal - was war denn das? Jau! Die ersten wirklich schrägen Klänge auf der 20. Zappanale. Und es war einfach nur genial. Daevid Allen mit seinen 71 Jahren (ja wirklich!) war mal wieder sowas von authentisch. Der löst in mir immer wieder Gefühle von Spaß, Freude und fast schon Ehrfurcht aus. Seht Euch weiter unten das Video an - vielleicht versteht Ihr, was ich meine.
Aber vergessen wir nicht Mani Neumeier (geb. 31.12.1940!), den großen, alten Herrn der Trommeln und Becken. Gründer der Band Guru Guru, das Urgestein des Krautrock und Konzerterfahrungen von mehr als vierzig Jahren. Stets hatte er Allen und Makoto im Griff und hielt die Band zusammen. Gewiss kein leichter Job bei zwei so extravaganten Persönlichkeiten.
Und die Philosophie von Kawabata Makoto lautet: “Musik ist für mich weder irgendetwas, das ich kreiere, noch irgendeine persönliche Ausdrucksform. Alle Arten von Klängen existieren bereits überall um uns herum und meine Performances bestehen darin, diese Klänge aufzunehmen wie ein Radio-Tuner und sie so zu spielen, dass die Menschen sie hören können.” Hört sich doch gut an, oder?
Festivalgelände / Samstag, 15.08.2009
Paul Green School Of Rock - bereits alte Bekannte auf der Zappanale - eröffneten den zweiten Tag auf dem Festivalgelände. Vielleicht ging es anderen ja auch so, aber ich hatte irgendwie das Gefühl, dass diesmal alles recht bemüht rüber kam. Da war nicht die Frische, die ich noch vor einem Jahr erlebte. Ich will nicht gerade sagen verkrampft, aber locker ist was anderes! Leider sah ich sie nicht am Mittwoch mit ihrem Stones-Gig, wohl aber nochmal am Sonntag auf der kleinen Bühne, kurz vorm Auftritt von Terry Bozzio. Und da spielten sie trotz saumäßig ausgesteuerter Anlage ein phantastisches Konzert. Da hatten sie die Freiheit das zu spielen, was ihnen selbst gefällt und das kam sehr gut an. Trotz des anstehenden Bozzio-Auftritts war die Truckstage eng belagert. Die Leute waren schier aus dem Häuschen und so mancher sagte, dies sei das Beste, was bislang auf der Zappanale geboten wurde. Country, harter Rock, Blues - da war zu hören, was die wirklich draufhaben. Naja, Zappa ist halt ein hartes Stück Arbeit, das nicht immer was mit Spaß zu tun hat.
We Insist ist eine Noiserock-Band aus Paris - so steht´s im Programmheft und mir schwante: das is nix für mich! Recht schnell bewies mir die Band, dass ich mit meiner Vermutung nicht falsch gelegen habe. Also ab, nen halben Meter Bratwurst reinschieben und mal schauen, was sonst noch so los ist...
Was soll man dazu sagen? Wie soll ich meine Eindrücke in Worte fassen? Lazuli war ganz sicher eine der großartigsten Bands dieser Zappanale. Die Musik zu beschreiben, erspare ich mir - ich krieg´s auch garnicht hin.
Lazuli spielten mit einer Intensität und Überzeugungskraft, wie man sie selten erlebt. Seht Euch das Bild oben an, die sehen doch richtig nett und freundlich aus, oder? Wer sie aber erstmals auf der Bühne erlebt zuckt zunächst zusammen, ob der fiesen Gestalten mit ihren respekteinflößenden Gesten. Das war schon witzig, wie sie sich gebärdeten und zwischen den Titeln bei ihren Ansagen doch sehr sympathisch rüberkamen.
Jedenfalls kann man festhalten: Es war insbesondere das “Rahmenprogramm” dieser Zappanale, das dieses Festival unvergesslich bleiben lässt. Klar, das Wiedersehen mit vielen alten Weggefährten Zappa´s ist schon etwas ganz Besonderes - aber ich liebe Überraschungen wie diese.
Nach zwei Bands “Pause” gab´s wieder Zappa satt. Sheik Yerbouti legten einen Auftritt hin, der durch viele Gäste verstärkt, selbst für diese “alten Hasen” aussergewöhnlich war und etwas ganz Besonderes bleiben wird. Nur eine ganz entscheidende Frage blieb am Ende der Show offen: “Who is Harry?”
Jetzt mache ich es mir mal ganz einfach ... und zitiere die “Ostsee Zeitung” (Bad Doberaner Zeitung), die unter der Überschrift “Zappanale: Mehr als nur ein Hauch von Woodstock” schreibt:
“... Und wenn es auf der diesjährigen Zappanale einen Künstler gab, der dem Geist Frank Zappas am nächsten kam, dann war es wohl Daevid Allen. Er brachte seine wiedervereinigte Formation Gong zum Festival und sorgte für reichlich Publikumszulauf. Gong servierte eine ausgeflippte und teilweise dissonante, aber dennoch unterhaltsame Show. Das war die Zappa-Philosophie: mit gesellschaftskritischer Haltung und humorvoller Unangepasstheit zur absoluten musikalischen Freiheit finden. ‘Okay, you win!’ rief Daevid Allen ins Publikum, als er nach vielen Bitten Sonnabendnacht zur Zugabe auf die Bühne zurückkehrte. Zu diesem Zeitpunkt hatte er mit Gong (dabei war natürlich auch Gitarrist Steve Hillage) schon anderthalb Stunden auf der Bühne gezappelt, war nach mehreren Kostümwechseln schließlich als Engel erschienen. Der Mann ist 71 Jahre alt!”
Jemand aus dem Publikum schien dies alles nicht begriffen zu haben, kam vor der Zugabe zur Bühne und rief Allen “You can´t make music. What you make is dirt!” entgegen. Ein müdes Lächeln war die Erwiderung. Und tausende Besucher waren definitiv anderer Meinung.
Da dies mein ganz persönlicher Rückblick auf die Zappanale ist, will ich mich auch gerne outen und offen sagen, dass der Auftritt von Gong für mich der Höhepunkt in diesem Jahr war. Es ist garnicht natürlich, dass Steve Hillage dabei war (wie es in der Zeitung stand). Mitte der 70er Jahre verließ er die 1968 gegründete Band für seine Solokarriere. Nun kam er mit seiner Lebensgefährtin Miquette Giraudy, die wie er selbst, Daevid Allen und Gilli Smyth zur Originalbesetzung von Gong gehört. Gastmusiker waren Theo Travis (Saxophon/Flöte) und Chris Taylor (Schlagzeug).
Das sechste und letzte Konzert dieses Tages gehörte den Sex Without Nails Bros. aus Österreich. Es war ganz sicher wieder einmal eine tolle Show, die sie hinlegten aber ich stand immer noch schwer beeindruckt vom Gong-Konzert rum und konnte mich nicht so richtig darauf einlassen. Nach ca. einer Stunde machte ich mich dann auch auf den Weg.
Festivalgelände / Sonntag, 16.08.2009
Diverse Beiträge, gefunden im Internetz, denen ich nichts hinzuzufügen habe:
“Discus bieten eine organische Verknüpfung von Jazz, Prog, Metal und Ethnosounds. Wer sich darauf einzulassen wagt, wird eine selten gelungene Verschmelzung von Anspruch und Spaß an der Musik erleben. Discus prägnantestes Stilmittel ist der permanente Regelverstoß, das Auflösen alter Klischees, eine sehr freie Lesart progressiver Rockmusik, die sich vergnügt bei all dem bedient, was für die Entwicklung der Kompostion notwendig ist.”
Und weiter zur CD “Tot Licht!
“Kann ein Album das permanent gegen jede Regel des allgemeinen Prog-Geschmacks verstößt Stimmungen erzeugen? Nein! Nur Discus kann das... Es gibt Melancholische Passagen, die von "Grunzmetal" abgelöst werden und in einen Jahrmarkt-Part münden, unversehens sind wir mitten auf einem Jazz-Konzert oder auf der Zappanale um schließlich auf dem Mount Batur den Sonnenaufgang genießen. Gerade die jazzigen und zappaesken Teile von "System Manipulation" mit den schönen Klarinetteneinsätzen gehören zu den Höhepunkten des Albums.”
“Bei einigen Platten werden "Instrumente bis zum Abwinken" im Booklet vermerkt - Discus setzen die Teile aber auch laufend ein. Geigen, Klarinetten, Flöten, Saxofone und dieser ganze exotische Kram (Rindik, Kempli... was auch immer das ist, aber es "pingt und risselt und krusselt" permanent) sind omnipräsent.”
Und wieder ein Höhepunkt dieser Zappanale: The Grande Mothers kamen auf die Bühne und spielten ein sensationelles Konzert. Hey Leute, was will man mehr? Dies war wirklich eine Zappanale, die ihrem Namen alle Ehre machte. Authentischer können wir Zappa’s Musik live doch wirklich nirgendwo erleben. Klar, da fehlt das geniale Gitarrenspiel und der Gesang des Meisters, aber auch so verstehen es die “Alumnis” Gefühle aus der guten alten Zeit wieder aufleben zu lassen. Und denen macht es scheinbar soviel Spaß, dass wir sie im Laufe des Festivals immer wieder als Gastmusiker (wie hier Denny Walley) oder in verschiedenen Formationen zu sehen und zu hören bekommen und das zum Teil schon seit Jahren. Und dass wir sie immer mal wieder auf dem Festivalgelände antreffen und sie sich alle freuen über jedes Foto, das wir mit ihnen machen wollen, jedes Autogramm, das sie geben “dürfen” und auch gerne den einen oder anderen Smalltalk mit uns halten - ist doch klar, dass wir schon so langsam die Tage rückwärts zählen, bis es endlich wieder soweit ist...
Der jetzt anstehende Gig von Morgan Ågren (drums) und Mats Öberg (keyboards) machten es schwer, sich damit abzufinden, dass wir jetzt nur noch Terry Bozzio vor uns haben und dann mal wieder Schluss ist mit “unserem Jahresfest”. Zeitweise verstärkt durch Denny Walley, waren sie jedoch ganz locker in der Lage, uns von diesem Umstand abzulenken. Mit Elementen von Avantgarde- / Free Jazz, Rock, progressiver und klassischer Moderne versetzten sie uns mit ihrer Virtuosität in Erstaunen. Insbesondere das “Nicht-Zappa-Repertoire” empfand ich zunächst nach den wohlbekannten Melodien der Grande Mothers etwas anstrengend aber dann hatten sie mich!
In der Fangemeinde spätestens durch ihren gemeinsamen Kurzauftritt mit Frank Zappa am 1. Mai 1988 in Stockholm bekannt (sie spielten mit ihm T´Mershi Duween) haben die beiden fast schon sowas wie einen Kultstatus. Sie waren bereits auf der 15. Zappanale dabei und ihre Musik von daher auch schon einigen vertraut. Übrigens wirkten sie ebenfalls bei Zappa´s Universe mit. Und auch Zappa war schwer begeistert vom Schlagzeugspiel von Morgan Ågren. Er lud ihn ein, bei einigen seiner Projekte mitzuarbeiten.
hmmmpf!!! Was soll ich denn hier nur schreiben? Na gut - fang ich einfach mal mit dem an, was ich so alles an Wortfetzen nach dem Konzert des Herrn Terry Bozzio aufgeschnappt habe:
“So ein Sch... totaler Esoterik-Kram!” “Mit dem Set könnten selbst meine Schüler sowas spielen!” “Wär ich man rausgegangen und hätte mir die Kohle geholt” “beeindruckend” “Der Mann ist ein Genie” “Ich bin ganz platt”
So weit gingen die Meinungen auseinander. Ich hatte ja nun das große Glück, dass ich ihm auch über die Schulter und auf seine Finger sehen konnte. Ich kann wirklich nur sagen: Der Mann ist begnadet! Wer nicht nur hinhörte, sondern ihm beim Spiel auch mal ganz genau ins Gesicht sah, musste bemerken, mit welch einer Konzentration und Hingabe er sein Set bearbeitete. Der macht halt aus einem Schlagzeug mehr als nur ein Zeug. Der versteht es, sein Set als Musikinstrument zu bespielen (das kannte ich zuvor nur von Eroc).
Nein, Schlagzeugspiel heißt m. E. nicht, laut und hämmernd darauf rumzukloppen und im 4/4 Takt die Zuschauer zum rhytmischen Klatschen zu animieren. Terry Bozzio zeigte, was man tatsächlich damit anstellen kann. Klar, dass viele davon enttäuscht waren. So sehr, dass sie es sogar dem Veranstalter anlasteten, so einen Mist geholt zu haben und damit den Zappanale-Eintrittspreis mächtig in die Höhe geschraubt zu haben. Das kann und will ich so garnicht sehen, denn der Veranstalter ist in diesem Fall der Letzte, der Einfluss auf das Programm des (dieses sehr speziellen) Künstlers hat.
Burkhard Schempp