Zappa spielt für Bach – „Play my music“
Mittwoch 13.07.2022 - 20:00-22:00
St. Katharinen, Hamburg
Frank Zappa lernte auf dem Stockholm-Konzert seiner letzten Tournee 1988 zwei musikalische Naturtalente aus Schweden kennen: den damals 17-jährigen Mats Öberg und den Schlagzeuger Morgan Ågren, 20. Er bat sie am Abend auf die Bühne, um unter anderem „Big Swifty“ zu interpretieren. Gegenüber einem TV-Interviewer sagte Zappa später: „Die Beiden spielten einfach unglaublich“. Mats erhielt ein Angebot mit seinem großen Vorbild Zappa auf Welttournee zu gehen, die auf Grund Zappas fortgeschrittener Erkrankung abgesagt werden musste. Der von Geburt an blinde Mats Öberg, Jahrgang 1971, präsentiert in St. Katharinen, passend zur kathedralen Akustik der Hamburger Hauptkirche, sein neues Solo-Album „Frankful“, eine musikalische Hommage an den klassischen Komponisten Frank Zappa. Die komplizierten, vielschichtigen Rocknummern verwandeln sich unter Mats Öbergs Händen zu improvisierten Kostbarkeiten im Stile der Jazzpianisten Keith Jarrett oder Chick Corea. Einmal gefragt auf welchem Weg er denn die Musik großer Komponisten eigentlich erlerne, sagte Mats Öberg als Kind: „Ich höre sie und sie bleibt in meinem Gehirn einfach stecken.“
Auch Napoleon Murphy Brock, Jahrgang 1945, musste schwer Noten, Tonarten und Tempiwechsel büffeln, um Anfang der Siebziger Jahre als Leadsänder und Saxoponist bei den „Mothers of Invention“ aufgenommen zu werden. „Das war ein völliger neuartiger musikalischer Kosmos für mich“, sagt er heute, „Frank Zappa hat keinerlei Notenständer auf der Bühne erlaubt.“ Im zweiten Teil des Konzerts begleitet Mats Öberg Napoleon am Keyboard auf einer Reise durch diesen Kosmos mit dem Programm „Zappa pure“. Die Zappa-Standards „Oh No“, „Uncle Meat“ oder „Peaches En Regalia“ werden von den beiden Ausnahmetalenten in einem eingespielten Duett vielschichtig dargeboten. Ob kontrapunktische Basslinie oder virtuoses Mundharmonikaspiel - das Duo knüpft an die barocke Kunst der Improvisation über ein Thema an, wie es bei Georg Philipp Telemann, der als Director Musices Jahrzehnte an St. Katharinen wirkte, von den Musikern gefordert wurde. Solo, Duo, Tutti – Zappajünger kennen keine Grenzen.